Was viele Menschen nicht wissen, aber wir Tiervölker von Berlin-Mitte nie vergessen: Mit dem Mauerbau 1961 entstanden nicht nur zwei getrennte Staaten, sondern auch ein ganz besonderer „Tier-Staat“: die Mauerhasen-Kolonie.

Der Todesstreifen ist ein Paradies für das

In dem grünen Grenzstreifen zwischen Ost- und West-Berlin lebten tausende Wildkaninchen. Ihre Heimat lag plötzlich zwischen zwei Mauern. Für Menschen war die Grenze ein Todesstreifen. Für die Kaninchen war es ein Paradies. Zwischen den Panzersperren konnten sie ungestört ihre Höhlen erweitern. Durch die Mauer waren sie vor natürlichen Feinden geschützt. Überdies kümmerten sich die bewaffneten Grenzsoldaten um ihr Wohlergehen und säten frisches Gras aus. Verkehrte Welt, denkt ihr? Aber genau so war es. Die Mauerhasen genossen ihr Paradies und vermehrten sich. Die Politiker im Osten  nutzten die Langohren als Symbol für das friedliche Leben hinter der Mauer. Sie hielten Ansprachen vor der Mauer und fotografierten die niedlichen Hoppler.

Die neugierigen

Irgendwann wurden die Kaninchen neugierig auf die Welt hinter der Mauer. Sie begannen Tunnel zu graben, unter der Mauer hindurch! Einige gelangten in den Westen. Für die Grenzsoldaten war klar, dem musste Einhalt geboten werden. Damit war ihr friedliches Dasein vorbei. Die Mauern wurden verstärkt, Schlupflöcher dicht gemacht. Die Wiese wurde mit giftigen Chemikalien besprüht und die arglosen Tiere wurden zur Jagd freigegeben. Viele kamen ums Leben und landeten auf den Tellern der Ostberliner. Fortan lebten die verbliebenen Langohren in ständiger Angst.

Plötzlich in

Plötzlich kamen Unruhen auf, es war der 9. November 1989. Die Mauer fiel, und der ehemalige Todesstreifen wurde wieder ein offenes Gelände. Die Mauerhasen kamen in Freiheit. Doch wie die Menschen in Ostberlin mussten sich auch die Langohren erst an die neue Freiheit gewöhnen. Sie mussten lernen, wie sie dem Verkehr ausweichen und wie sie ihren natürlichen Feinden entkommen. Und sie mussten sich einen neuen Lebensraum erobern, denn ihr angestammtes Gebiet wurde von den Menschen vereinnahmt.

Gibt es die heute noch?

Wenn du genau hinsiehst, entdeckst du vielleicht noch Nachfahren der Mauerhasen auf den Grünstreifen in Berlin-Mitte. An der Chausseestraße sind sie verewigt. Messinghasen sind in den Asphalt eingelassen, genau an der Stelle, an der sich früher eine Grenzübergangsstelle der DDR befand. Das Kunstwerk „Kaninchenfeld“ hat die Künstlerin Karla Sachse 1999 geschaffen, zur Erinnerung daran, dass jede politische Tat nicht nur die Menschen sondern auch die Tierwelt betrifft. Aber wer genau hinschaut, kann sie noch entdecken, die goldenen Langohren der Chausseestraße.

Dokumentarfilm über die Mauerhasen

In dem Dokumentarfilm „Mauerhase“ haben die Filmemacher Bartek Konopka und Piotr Rosolowski den Wildkaninchen nachgespürt.  Die Geschichte des Hasenvölkchens von Berlin-Mitte inspirierte uns zu dem Game Ratzfatz durch die Mauer.

Die Grenzhunde, Feinde oder Leidensgefährten der Mauerhasen

Die Mauerhasen waren nicht die einzigen, die im Todesstreifen lebten. Eine ganze Menge Wachhunde liefen an langen Leinen den Todesstreifen rund um Berlin entlang. Sie sollten Flüchtende abschrecken. Über ihr Schicksal ist wenig bekannt, dabei gehören sie zu den Leidtragenden der Mauer.

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