Die Speicherhäuser an der Spree in Kreuzberg Roehrensee CCBYSA 3.0

Einige Flüchtlinge schwimmen durch die Spree von Ostberlin in den Westen der Stadt. Die Spree gilt als Grenzfluss, in voller Breite wird sie zur DDR gerechnet. An manchen Sstellen ist sie nicht sehr breit. Deshalb erschien es einigen sehr einfach, auf die andere Seite des Flusses zu schwimmen. Genau das dachte auch Günther Litfin aus Ostberlin. Er wuchs in Ost-Berlin auf und arbeitete bis zum Mauerbau am 13. August 1961 in West-Berlin. Durch die Mauer wurde er über Nacht von seinem Arbeitsplatz abgeschnitten. Hinzu kam, dass er das politische System in der DDR für falsch hielt. Er war verzweifelt und wollte nur noch raus aus dem Osten. 10 Tage nach Grenzschließung fasste er den Entschluss, durch den Humboldthafen nach West-Berlin zu schwimmen. Am 24. August 1961 war es stark bewölkt und es regnete leicht. Günther Litfin ließ sich davon nicht abhalten. Er schwamm los und vertraute auf sein Glück. Warnschüsse ertönten. Doch Günther Litfin schwamm einfach weiter. Daraufhin eröffneten Ost-Berliner Polizisten das Feuer. Mehrere Schüsse trafen ihn tödlich. Das Unmenschliche der Tat erschütterte die Menschen in Ost und West.

Ein Gedenkstein steht heute am heutigen Berliner Hauptbahnhof, nahe der Stelle, an der Günther Litfin umkam. Auch in der Gedenkstätte Berliner Mauer befindet sich ein Kreuz für Günther Litfin.

Der Tod von Günther Litfin und die Folgen

Der unfassbare Tod von Günther Litfin schreckte viele davon ab, durch die Spree oder die Kanäle von Berlin zu schwimmen. Sie flüchten auf Schiffen und U-Booten durch die Wassergrenze an der Ostsee.

Flucht durch die Ostsee, ein Abenteuer mit vielen Fragezeichen

Klaus und Peter waren noch im Schulalter, als ihr Vater Willi Gaeth die Flucht in den Westen plante. Der Rostocker war begeisterter Segler und besaß sogar ein eigenes Segelboot. Doch ihm war von den DDR Behörden die Segelerlaubnis entzogen worden. Er wollte mit seiner Familie raus aus dem Land. Dafür war er bereit, alles aufzugeben. Er wollte mit seiner Familie auf dem Segelboot „Tornado“ von Rostock-Warnemünde nach Neustadt in Holstein fliehen. Als Klaus und Peter am 15. Juli 1975 zusammen mit ihren Eltern das Boot besteigen, wissen sie, es ist kein normaler Segeltörn. Sie machen sich auf in den Westen. Es ist für alle eine aufregende und gefährliche Fahrt. Als sie die Hoheitsgewässer der DDR verlassen, wird ihr Vater Willi Gaeth plötzlich nervös. Es ist der gefährlichste Moment der Flucht. Das ist auch den beiden Söhnen klar. Doch genau an diesem Punkt steht ein Boot des Bundesgrenzschutzes bereit. Die Segelyacht mit der Familie wird in Schlepp genommen. Alle sind erleichtert, sie wähnen sich in Freiheit. Doch in diesem Augenblick nähern sich drei Boote der DDR Marine und umkreisen das Boot samt Yacht. Die Familie ist wie gelähmt. Dann eilen zwei Schiffe des Bundesgrenzschutzes, ein Hubschrauber und ein schwerbewaffnetes Schnellboot der Bundesmarine den Flüchtlingen zu Hilfe. Ost- und westdeutsche Grenzschützer stehen sich schwer bewaffnet gegenüber. Plötzlich drehen die DDR-Boote ab. Erst Jahre später versteht Sohn Klaus, was die Konfrontation bedeutete: Ihre Flucht war mit westlichen Behörden geplant worden. Und noch etwas kam ans Licht: Sein Vater war ein IM, ein Inoffizieller Mitarbeiter der Staatsicherheit. Fünf Jahre lang hatte sein Vater für die Staatssicherheit gearbeitet, bis zur Flucht im Sommer 1975. Welche Folgen die Flucht für seinen Vater hatte, ob er noch Kontakt zur Staatssicherheit hatte, konnte Klaus Gaeth nicht erfahren.

Es beweist im Nachhinein einmal mehr, wie sehr die DDR Diktatur zu einem Spitzelstaat wurde und Familien und Freunde entzweite.

 

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