Tag der deutschen Einheit - 33 Jahre

Klaus Renft

Renft Combo Band (c) Thomas Kraft ccbysa2.5

Mehr als 30 Jahre nach Wiedervereinigung werden die Stimmen lauter, die unser kulturelles Gedächtnis erweitern. Die DDR war ein Unrechtsstaat, kein Zweifel. Es gab keine Gewaltenteilung, keine freie Meinungsäußerung, keine Reisefreiheit und vieles mehr. „Ab nach Bautzen“ hieß es, wenn man sich mit dem Staat anlegte. Konnten sich in so einem bedrohlichen Milieu der Unfreiheit freie Gedanken, freie Kunst und Kultur entwickeln? Mehr und mehr  Autoren und Autorinnen, Künstler und Musiker rufen uns heute ins Gedächtnis, dass die DDR auch ein Ort war, in dem sich eine künstlerische Avantgarde herausbildete. Im Schatten politischer Ideologie entstand eine Popkultur, die heute fast vergessen ist

Renft – die Legende des Ostrock

Zu den Legenden des Ostrock zählte die Renft Combo Band. Sie lieferte systembejahende Revoluzzer-Songs ebenso wie ketzerische Balladen im Stil von Wolf Biermann. Der real existierende Sozialismus war Traum und Albtraum der ostdeutschen Hippies. Renft war ihr Sprachrohr, im kritischen wie im affirmativen.

 

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OstRockMuseum – Auftrittsituation (c) Bluseser2805ccbysa4.0

 

Die Renft Combo wurde 1958 von Klaus Jentzsch in Leipzig gegründet und gehörte bald zu den bekanntesten Bands der DDR. Sie entwickelte sich von der Beat- zur Politmusik. Durch systemkritische Texte erhielt die Band zeitweilige Auftrittsverbote. Nach Autrittsverboten Anfang der sechziger Jahren benannte sich die Combo um, trat unter neuem Namen auf und wurde wieder verboten. Das Spiel ging so weiter, bis es zu den Leipziger Beatkrawallen 1965 kam. 1967 kehrte die Band wieder auf die Bühne zurück.  1975 verfügten die DDR-Behörden schließlich die Auflösung der Band. Ab 1969 war  der regimekritische Liedermacher Gerulf Pannach für die Liedtexte zuständig. Mit dem Songtext „Ketten werden knapper“ begrüßte die Band die rote Weltrevolution, solidarisierte sich mit den Brüderländern Chile und Nordkorea. 1973 wurde sie dafür vom Komitee für Unterhaltungskunst unter Exklusivvertrag genommen. Zwei Alben entstanden. Einige Lieder forderten zum Widerstand und freiem Denken auf, wie die „Rockballade vom kleinen Otto“ über die mißglückte Flucht jenes real existierenden Ottos. Die Renft Combo wurde daraufhin im Sommer 1975 mal wieder verboten. Einige Bandmitglieder verließen freiwillig die DDR. Pannach und ein Bandmitglied wurden nach neun Monaten Haft in Hohen-Schönhausen ausgebürgert. Das war das Aus für Renft.

Renft nach dem Mauerfall

Damit war die Geschichte der Band noch nicht zu Ende. Dazwischen fiel die Mauer, das Ost-Regime wurde abgesetzt, Menschen aus Ost und West fanden wieder zusammen. 1990 fand sich die Band zu einer Wiedervereinigungstournee durch die DDR wieder zusammen. 1999 veröffentlichte Renft nach fast 25-jähriger Pause das dritte Studioalbum Als ob nichts gewesen wär.

 

OstRockMuseum - Bluseser2805 ccbysa4.0

OstRockMuseum – Bluseser2805 ccbysa4.0

 

Der Text oben ist ein Ausschnitt aus dem Song „Es war da eine Zeit“. Nach dem Tod des Bandgründers Renft im Herbst 2006 formierte sich die Band neu unter dem Programm „Viererbande 2007“.

Eine posthume Ehrung

Ein Jahr nach dem Tod von Klaus Renft am 9. Oktober 2007 wurde eine kurze Straße vor dem Veranstaltungsort „Anker“ im Leipziger Stadtteil Möckern nach dem Bandgründer in Renftstraße umbenannt.

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