Walter Ulbricht (30. Juni 1893 bis 1. August 1973) war ein deutscher Kommunist. Von 1950 bis zu seiner Entmachtung 1971 prägte er die Politik der Deutschen Demokratischen Republik. Er war die treibende Kraft beim Berliner Mauerbau.
Walter Ulbricht wird als Sohn eines Schneiders 1893 in Leipzig geboren. Seine Eltern sind sozialdemokratisch engagiert, sie wecken in ihrem Sohn das Interesse für Politik. Walter Ulbricht macht eine Tischlerlehre.
Mit 15 Jahren tritt Walter Ulbricht in die Sozialistische Arbeiterjugend ein. Knapp zehn Jahre später wird er Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands und wird schließlich Mitglied des Politbüros des ZK der KPD.
1933 schreiben ihn die Nationalsozialisten zur Fahndung aus. Ulbricht flieht nach Paris, später nach Moskau. Während der Zeit des Nationalsozialismus wird Ulbricht im sowjetischen Exil geschult.
Am 30. April 1945, kurz vor Kriegsende kehrt Ulbricht nach Deutschland zurück. Er soll in der sowjetischen Besatzungszone einen Staat stalinistischer Prägung schaffen. Dazu gehören Aufgaben wie die Lebensmittelversorgung, Zeitungen und Rundfunksender zu gründen und Gewerkschaften und Parteien aufzubauen. Ulbrichts Credo: „Es muss alles demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben!“
1946 schließt Ulbricht auf Weisung von Josef W. Stalin die SPD und KPD zur SED zusammen. Ulbricht wird stellvertretender Vorsitzender der SED und bis 1951 SED-Abgeordneter des Landtags von Sachsen-Anhalt. Zwei Jahre später soll er auf Anweisung aus Moskau die Partei „säubern“ und Anhänger der Sozialdemokratie ausschließen.
1948 kommt es zur ersten Krise der Alliierten Siegermächte in Berlin. Die Sowjets wollen die westliche Präsenz in Berlin zum Rückzug zwingen und legen eine Blockade um Westberlin. Sie sperren die Land- und Wasserwege vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949. Die Westalliierten reagieren mit der Berliner Luftbrücke und versorgen die Berliner durch Flugzeuge mit den nötigsten Nahrungsmitteln. Für Ulbricht ist die Berlin-Blockade ein Lehrstück für den späteren Mauerbau.
1949 wird die DDR gegründet. Ulbricht wird ab 1950 Generalsekretär des Zentralkomitees und übernimmt die Führung der Partei. Er erlässt eine Reihe von Maßnahmen zum „Aufbau des Sozialismus“, die den Lebensstandard der Bevölkerung erheblich verschlechtern. Die Lebensmittel werden verteuert, Kirchen werden bekämpft, Betriebe und Bauernhöfe werden zwangsenteignet. Am 17. Juni 1953 kommt es zum Arbeiteraufstand, der von der Sowjetarmee und der Volkspolizei brutal niedergeschlagen wird. Ulbricht muss etliche seiner Maßnahmen wieder zurücknehmen.
Die sowjetische Parteiführung unterstützt Ulbricht dabei, seine politischen Gegner auszuschalten und die Zentralgewalt von Partei und Staat auszubauen. 1960 initiiert er ein Gesetz zur „Bildung des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik“ und wird dessen Vorsitzender. In seiner Person vereint er drei Funktionen: Erster Sekretär des ZK der SED, Vorsitzender des Staatsrates der DDR sowie Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates. Praktisch hat er damit fast alle Entscheidungsfragen von 16 Millionen Menschen in seiner Hand.
Walter Ulbricht prägt einen autoritären, sozialistischen Staat, deshalb verlassen immer mehr Menschen die DDR. Ulbricht plant den Bau der Berliner Mauer rund um West-Berlin, das letzte Schlupfloch in den Westen. Er sichert sich die Unterstützung durch die Sowjetunion. Am 15. Juni 1961 erklärt Ulbricht noch: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Doch in der Nacht des 13. August desselben Jahres beginnen militärische Truppen und Arbeitsverbände mit dem Mauerbau. Die Mauer wird zum Symbol des Kalten Krieges zwischen dem Ostblock und den Westmächten.
Ulbricht regiert das Land mit harter Hand. Die DDR wird zum Überwachungsstaat. Flüchtlinge werden hart bestraft. Die Mauer wird immer höher gebaut, an der Grenze besteht Schießbefehl. 1968 beteiligt er sich daran, Freiheitsbewegungen in anderen sozialistischen Staaten zu unterbinden und befürwortet die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ in der ehemaligen Tschechoslowakei. Er fühlt sich auf dem Gipfel seiner Macht, doch der Widerstand gegen Ulbricht innerhalb der SED wächst. Sein wichtigster Gegner wird Erich Honecker.
Seine russischen Unterstützer sehen in Ulbrichts selbstherrlichem Auftreten eine Gefahr. Sie unterstützen Honecker und andere politische Widersacher, die den Sturz von Ulbricht betreiben. Am 3. Mai 1971 muss Ulbricht seinen Rücktritt als Erster Sekretär der SED erklären, offiziell aus Alters- und Gesundheitsgründen. Schließlich wird auch seine Funktion als Vorsitzender des Staatsrates beschnitten. Am 19. Juli 1973 erleidet Ulbricht einen Schlaganfall und stirbt am 1. August in Ost-Berlin.