Die DDR riegelt den Ostsektor der Stadt vollständig ab. Sämtliche Stadtbahnen werden vor den Übergängen zum Westen gestoppt und geräumt. Die DDR macht ihre Bewohner zu Gefangenen des Sozialismus und West-Berlin zu einer Insel. Die Westmächte wissen von dem Plan, denn täglich reisen etwa 2 700 Menschen nach West-Berlin aus. Der Osten droht auszubluten, also werden die Menschen eingesperrt.

1:00 Die Lichter am Brandenburger Tor gehen aus. Mit Stacheldraht und Barrikaden, mit Panzerwagen und Maschinenpistolen ziehen Tausende Volkspolizisten und Soldaten an der 155 Kilometer langen Grenzlinie um West-Berlin auf.

1:54 Polizeimeldung aus Berlin-Staaken: „S-Bahn Zug aus Staaken in Richtung Berlin … aus Sowjetzonengebiet zurückgeführt. Fahrgäste mussten aussteigen und erhielten ihr Fahrgeld zurück.“

Ab 8:30 berichten West-Berliner Zeitungen bereits über den Mauerbau. Mit Lautsprecherwagen werden die Berliner zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen. Im Osten sendet der Rundfunk der DDR den ganzen Tag Tanzmusik.

Die Dramen, die sich schon am ersten Tag des Mauerbaus abspielten waren erschütternd:

Um 13:55 will ein 39-jähriger Arbeiter aus Wilhelmsruh nach West-Berlin. An der Reinickendorfer Straße im Wedding hält ihn ein Vopo mit Karabiner-Gewehr auf. Der Arbeiter entreißt dem Vopo den Karabiner, flieht Richtung Westen. Grenzer verfolgen ihn, rammen ihm ihre Bajonette in den Unterschenkel. Mit letzter Kraft rettet sich der Flüchtling über den Zaun. Er überlebt.

Um 15 Uhr an der Bernauer Straße: Ein Auto rast auf den Stacheldraht zu, durchbricht die Sperren. Feuerwehrleute im Westen befreien das Auto von den Drahtschlingen.

Gegen 16 Uhr rotten sich einige Hundert Demonstranten an der Wollankstraße in Berlin-Pankow zusammen. Kurz darauf  rückt eine Vopo-Kompanie gegen die Ost-Berliner vor. Einige Straßen weiter prügeln sogenannte Betriebskampfgruppen mit Gewehrkolben auf Demonstranten ein.

Auf West-Berliner Seite haben sich etwa 4000 Menschen an der Brunnenstraße im Wedding versammelt. Einige schnappen sich einen Ost-Berliner Grenzer und verprügeln ihn.

Kein Schuss fällt an diesem Tag. Bis zum Abend ist ganz Ostberlin vom Westen der Stadt abgeschottet. Die Proteste der Bevölkerung halten an, bleiben aber unter Kontrolle.

Die Grenztruppen notieren zum Mauerbau an diesem Tag: 18200 Betonsäulen, 110 Festmeter Holz, 150 Tonnen Stacheldraht, fünf Tonnen Bindedraht und zwei Tonnen Krampen sind verbaut

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